@distelfliege hmhm, es wird von manchen Autor_innen und vor allem in Foren öfters ja eher in ableistischer Abgrenzung von vor allem Autismus und ADHS, aber auch anderen "Neurodivergenzen mit Diagnose" dargestellt, im Sinne von "wir sind nicht wie die, wir sind ~normal~ und nur ein bisschen sensibel". Das find ich immer ziemlich schade, weil das Konzept (ohne diese Sachen) so viel Potential hat imo. Ich les deine Überlegungen gespannt.
@distelfliege @maunzikation Also SPD ist bei Autismus oft ausgeprägt, aber nicht zwangsläufig. Genauso gibt's das eben ohne Autismus oder AD(H)S.
Ob man SPD im autistischen Spektrum ansiedelt oder nicht, mag ich nicht so mal eben entscheiden. Autismus ist jedenfalls mehr / was Anderes als "nur" SPD.
Und ob HSP jetzt deckungsgleich mit SPD ist, weiß ich auch nicht. Ich kapier das Konzept nicht, weil da soviel esoterisches Zeug dranhängt und das nicht mit meinem Verständnis von Neurophysiologie / -psychologie kompatibel ist.
@distelfliege Wie @maunzikation sagt, bin ich da aber auch skeptisch wegen der oft ableistischen Abgrenzung. Statt halt nur für sich persönlich Worte zu wählen, so ne massive Abgrenzung mit dem Konzept verbinden... nah
"Die eigene Perspektive stark hinterfragen" ist btw das Gegenteil von dem, was viele vor allem jüngere Autist_innen tun. Die haben ja gerade Probleme damit sich vorzustellen, wie andere Leute / Perspektiven auf Situationen sein können oder dass es die überhaupt gibt ^^
@distelfliege @maunzikation
Bzgl. eigene Perspektive hinterfragen: gibt natürlich auch genügend Autist_innen, die aufgrund der negativen ERfahrungen und ableistischer Umgebung und mangelnder accomodation komplett verunsichert sind bezüglich allem, was sie erleben oder meinen wahrzunehmen oder zu wissen etc.
@maunzikation @distelfliege
Special interests: ist auch etwas, das viele Autist_innen so wie man sich das als Nerd-Klischee vorstellt, garnicht haben. Hatten wir gestern erst ein Gespräch drüber in der Gruppe :)
Es ist oft eher ein: sich auf eine spezifische Sache total fixieren (können), so dass nichts Anderes mehr relevant ist. Wenn man das in ein special interest lenken kann, ist das cool.
Ich hab z.B. mal sehr viel Lebenszeit in das Thema Buckelwale gesteckt und meine gesamte Freizeit in der Bibliothek verbracht und mich für nichts Anderes mehr interessiert (und ich meine wirklich nichts). Das ist z.B. anders, als meine heutige Begeisterung für das Faserhobby (obwohl das auch noch phasenweise so exzessive Ausmaße annimmt).
also diese klassische "special interest" Idee trifft auch nur auf ne Teilmenge von Autist_innen zu.
@maunzikation @distelfliege Allgemein ist es diese Fixierung auf sehr "eingeschränkte" Interessensbereiche, die mitunter sehr weird sein können ^^
Kenne einen Autisten, der kann sich den ganzen Tag mit eigenen und fremden "unangenehmen" Körpergerüchen wie Pupsen und Stinkefüßen beschäftigen und ist damit happy.
@Jules @distelfliege (In der Definition von Elaine Aron ist es iirc ziemlich nah an SPD, aber plus empathisch-sein. Je nach Autor_in können auch ganz andere Konzepte dazukommen, von Aufmerksamkeits-Sachen und Angst-Dingen über Kunst-Vorliebe oder auch mal "bildungsbürgerliche Interessen & ebensolches Schönheitsempfinden" zu ganz klar esoterischen Sachen. Also ich denk es ist uneinheitlich, um was es eigentlich geht, und was als Denkgrundlage taugt vs. was im Diskurs präsent ist.)
@maunzikation @distelfliege Ja ich denke diese Unklarheit macht es für mich auch so schwer zu greifen bis eben total unseriös und ungeeignet als Konzept. Was nicht heißt, dass ich das über Leute denke, die für sich auf der Suche nach Worte für das eigene Erleben sind.
Das mit dem empathisch-Sein find ich auch schwierig, weil mir nicht klar ist, welche Empathie die meinen. Das intensive emotionale Mitfühlen-können ist auch bei AUtist_innen häufig.
@distelfliege @maunzikation Aber vorher erstmal Kapieren, was in Anderen vorgeht, dagegen eher nicht so ^^
@maunzikation @distelfliege So lange der mit diesem ganzen Konstrukt verschlungene Ableismus nicht klar reflektiert, thematisiert und aufgearbeitet wird, bleibe ich jedenfalls lieber auf Abstand zu dem Ganzen.
@distelfliege @maunzikation Aber dass es Leute gibt, deren Wahrnehmung auf verschiedenen Kanälen besonders sensibel/"filterschwach" ist, halt ich für total logisch. Menschliche Gehirne entsprechen nicht einer bestimmten Norm. Neurodiversität und so ^^ Und was es in massiver Form in Verbindung mit anderen Eigenschaften gibt und dann Autismus genannt wird, kann's natürlich auch einfach so geben. Ob man das SPD/HSP nennen will oder nicht ist persönliche Entscheidung.
@maunzikation @distelfliege Ich denke die Art wie menschliche Nervensysteme aufgebaut sein und funktionieren können, ist an sich ein weites Spektrum ^^ Einen kleinen Ausschnitt aus diesem Spektrum nennt man halt AUtismus-Spektrum. Und die Ränder sind sicher nicht scharf :)
@distelfliege @maunzikation Glaub ich dir, dass du da einen andere Zugang hast, als was ich so mehrheitlich bisher mitbekommen habe (und das find schon vor über 10 Jahren an glaub ich, dass mir das mit diesem Überlegenheitsding so aufstieß).
@maunzikation @distelfliege Damals war das auch gerne verbandelt mit der "Hochbegabten"-Szene, die sich über ihren IQ definiert und abgegrenzt haben.
@distelfliege @maunzikation Hm, verstehe schon, dass es hilfreich ist Worte zu haben.
Gleichzeitig wertest du damit ja "grundlos" "zu schwächlich sein" bei dir total ab?
@maunzikation @distelfliege Also als würde es dafür eine Legitimation durch irgendein Konzept brauchen. Statt dass du eben einfach so bist und dass das ok so ist.
Was nicht heißt, dass nach Erklärungen suchen gleichzeitig nicht voll hilfreich sein kann und eben Worte haben.
@distelfliege @maunzikation Mir fehlt glaub ich das Verständnis dafür, was dieses Konzept HSP an Erklärung bietet, die über "man ist eben einfach so" hinaus geht.
@distelfliege @maunzikation Ja, das versteh ich. Das geht ja auch vielen Autist_innen so, wenn sie endlich einen Namen für ihr so-Sein haben.
Fand nur das generelle Abwerten von "schwächlich" / "ZU irgendwas" auffällig. Weil das halt so ein ableistischer Kerngedanke ist, der überall auftaucht und natürlich voll mit dem kapitalistischen Leistungssystem verstrickt ist. Und dann ist HSP als Label ja schon irgendwie ein Versuch sich genau davon abzugrenzen?
@maunzikation @distelfliege Und wie gesagt... bei mir hakt's daran, dass HSP mir halt als Erklärung/Konzept nicht mehr sagt, als "wir sind eben so". Und es ist ja auch Leistungsgesellschaftsmäßig nicht irgendwie anerkannt.
@distelfliege @maunzikation Naja, nur zum Teil. Es ist halt für mich einfach kein irgendwie greifbares Konzept, weil es alles mögliche umfasst je nachdem, mit wem du grade redest. Ich hab keine Ahnung, was genau das sein soll, daher ist es als Label für mich nicht aussagekräftig.
Ich akzeptier das natürlich, ich versteh es halt nur nicht.
@distelfliege @maunzikation Abgrenzen im Sinne von: puh, ich bin nicht "zu schwächlich" einfach so, sondern weil ich besonders sensibel bin. Weil "zu schwächlich" einfach so wär ja voll schlimm.
Ist schwer das auszudrücken für mich grad. Also ich versteh auf jeden FAll den Wunsch, Worte/Erklärungen zu haben. Woran ich hänge ist diese Abwertung, glaub ich. Du hast das ja nur in Bezug auf dich selbst gesagt, aber da steckt halt genau diese Abwertung von Schwäche drin.
@maunzikation @distelfliege Und die Abwertung bekommen wir alle massiv zu spüren, die irgendwie behindert sind oder krank oder eben einfach so ein empfindlicher / weniger leistungsfähiger Mensch.
Und das HSP-Konzept grenzt sich von diesem krank/behindert/gestört/defizitär halt (oft) genauso ab. "Wir sind nicht wie die, wir sind eben besonders sensibel und DARUM. Das ist was ganz Anderes."
@Jules @distelfliege ich find den Zugang, sich ein Wort fernab von Diagnosen zu suchen, erstmal ganz sympathisch, aber das Wie (und Warum) ist da manchmal/oft sehr kacke.
@maunzikation @distelfliege Ja, nicht alles von Fremzuweisungen / medizinisch-defizitären Diagnoseideen bestimmen zu lassen, find ich auch sympatisch. Das ist ja das ganze neurodiversität-Konzept. Und manche untercsheiden auch (wenn auch nicht mit eigenen begriff) zwischen Diagnose-Autismus und (reclaimter) Selbstbezeichnung Autismus.
@distelfliege @maunzikation Es ist halt auch immer schwierig zu differenzieren, was der Versuch ist das eigene sein von außen unvorbelastet zu beschreiben und wo da eben doch die ableistische Abgrenzung von allem was als "abweichend/krank/gestört" eingestuft wird, ist.
Für mich ist es so: ich kann mich Autist_in nennen und das völlig wertneutral. Und die negative Konnotation und Abwertung von "gestört/behindert" ablehnen. Ohne mich vom Begriff an sich zu distanzieren.
@distelfliege @maunzikation Ja, es ist halt kein klares Konzept und es gibt sicher viele Zugänge und Herangehensweisen und ich glaub dir das gerne, dass das für dich nicht so ist :)
Ist halt nur schwierig das zu erkennen, wenn jemand mit HSP anfängt. Ob ich mich jetzt auf eine Ladung Ableismus gefasst machen muss oder nicht :/
@maunzikation @distelfliege Also meistens setzt da so eine automatische Schutzreaktion meinerseits ein. Wenn ich Leute etwas besser kenne, würde ich schon eher fragen: was genau meinst du damit / kannst du mir konkret sagen, was das für dich bedeutet.
@distelfliege @maunzikation naja, soziale/emotionale overloads von zuviel Mensch haben viele Autist_innen auch ständig. Weil da viel zuviel rüberkommt, aber nicht so schnell/gut verarbeitet werden kann. Passt nicht so richtig in reines Sinne-überempfindlich/reizfilterschwach Konzept, aber geht in die Richtung. Für mich ist das ein schwer (aber mit viel Worten halbwegs) beschreibbarer Teil meines Autismus.
@distelfliege @maunzikation Ja. Ich wollte auch nur drauf hinaus, dass es dieses "bei mir kommt mehr von anderen menschen sozial/emotional an als bei anderen Menschen" eine Gemeinsamkeit ist. Nur dass Autist_innen das dann vielleicht einfach schlechter/garnicht verarbeiten oder einordnen können, was da alles rüberkommt. Und emotional/sozial empfängliche Nicht-Autist_innen kriegen vielleicht auch soviel mit UND können damit was anfangen :)
@maunzikation @distelfliege Es ist halt irgendwie einfach ein fancy Wort zur Abgrenzung von allem was mit "Störung" zu tun hat, was aber eigentlich auch unter sensory processing disorder fällt. Was es (noch) nicht als alleinstehende Diagnose gibt, aber ein Ding ist das unabhängig von Autismus/AD(H)S da sein kann.
Ich mein, soll sich ja jede_r nennen wie er_sie mag. Aber dieses HSP Hokuspokus-Dings find ich persönlich voll unangenehm.